MIttwoch, 10.08.2017 - Das letzte Mal ins Fjell

Als ich gegen 7 Uhr aufstehe und aus dem Fenster schaue, strahlt mich zwar nicht die Sonne an, aber am Himmel sind blaue Fetzen zu erkennen und es regnet nicht. Deshalb lächelt mir im Bad auch gleich mein Gesicht entgegen. Mit den bösen Wolken haben sich auch die Kopfschmerzen verzogen und gut gelaunt gehe ich frühstücken. Das Frühstück unterscheidet sich nicht von anderen Hotels, aber mit dem immer ausgesprochen leckeren Lachs kann man mich glücklich machen. Dann checke ich aus und führe mit der Inhaberin noch ein nettes Gespräch über das Alleinreisen in Norwegen. Überhaupt waren hier Empfang und Abschied überaus herzlich, zusammen mit dem topsauberen und netten Zimmer ein Hotel, was ich uneingeschränkt empfehlen kann.

 

Um 9 Uhr sitze ich im Auto und heute habe doch auch wieder einiges an Strecke vor mir, vor allem weil ich nicht den 23 km langen Tunnel nehmen möchte, sondern die Straße übers Aurlandsfjell.

 

Die Fahrt führt mich immer am Sognefjord entlang und heute macht das auch Spaß :)

Ich erreiche Balestrand, aber leider wieder einmal ohne Parkplatz und fahre mehrere Mal durch den kleinen Ort am Fjord auch auf der Suche nach dem Aquarium. Es gibt zwar Schilder, denen ich auch immer wieder folge, trotzdem finde ich es nicht ;) Egal - das Wetter ist gut, was will ich schon im Aquarium?!

Ich fahre lieber weiter, vielleicht habe ich auf dem Fjell auch gutes Wetter?

 

Unterwegs halte ich noch ein paar Mal, z.B. an der Stabkirche von Kaupanger, die ich aber nicht von innen besuche.

In Laerdal ziehe ich noch einmal norwegische Kronen, da ich meine nächste Unterkunft bar bezahlen soll. Ich überlege einen kurzen Moment,ob ich Laerdalsoyri bzw. Gamleoyri, den alten Ortsteil besuchen soll, aber es zieht mich ins Fjell. Ich möchte eine weitere Landschaftsroute fahren: Aurlandsfjellet.

Die Straße wird enger und steigt stetig an, genauso wie meine Vorfreude. Immer wieder halte ich kurz an und gehe auch ein paar Schritte.

Was für eine majestätische Landschaft und ich habe sie nur für mich alleine, wieder einer der Momente, die mich mit all dem schlechten Wetter versöhnen.

Den ersten längeren Stopp mache ich bei Vedahaugane. Huch, frisch ist es hier. Ich laufe den geschwungenen Weg zum Kunstwerk von Mark Dion, welches hinter Glas im Berg zu bewundern ist.

Über das Kunstwerk lässt sich bestimmt streiten, wie über die meisten Kunstwerke. Aber allein die Idee, hier mitten in den Felsen so etwas zu installieren, finde ich total klasse und spannend. Im Kunstwerk steckt viel Zeitgeschichte, aber auch viel Müll dieser Geschichte - dies an diesem eher menschenfernen - für mich wunderschönen Ort - regt schon zum Nachdenken an. Übrigens bin ich auch hier vollkommen allein.

Mittlerweile hat mich die Sonne verlassen und als ich am Flotane Parkplatz anhalte, empfängt mich doch tatsächlich SCHNEEregen. Ups!

Nöö, da steige ich nicht aus, ist mir eindeutig zu kalt und ich fahre einfach weiter. Ein paar hundert Meter weiter wird es wieder etwas freundlicher.

Als es langsam wieder bergab geht, wird das Licht bzw. werden die Wolkenstimmungen immer toller. Ich bin hin und weg.

Meinen Schwestern schicke ich ein Bild per Whatsapp. Heute hat unsere Mama Geburtstag und die Familie trifft sich am Grab und geht anschließend gemeinsam essen. Ich bin wieder einmal nicht dabei, aber Mama ist trotzdem bei mir, so sehr wie hier habe ich das nie empfunden. Klingt wahrscheinlich sehr schräg, aber hier "war mir der Himmel sehr nah".

 

Bei der weiteren Fahrt denke ich oft an Peter, dem hätte diese nicht wirklich gefallen. Die Straße führt ohne jegliche Befestigung teilweise steil bergab.

Richtig voll wird es erst wieder am Stegastein, einem Aussichtpunkt auf den Aurlandsfjord. Das Gewimmel macht keinen Spaß, trotzdem ist die Plattform natürlich sehr sehenswert.

Auf dem Weg hinunter nach Aurlandsvangen stehe ich zwei Mal ziemlich lange im Stau, da Wohnmobile und Reisebusse nicht aneinander vorbeikommen. Ich frage mich, weshalb diese Straßen nicht für Fahrzeuge ab einer bestimmten Breite verboten sind, aber das ist wohl dem Tourismus geschuldet, denn sonst wird im Straßenverkehr Norwegens soviel geregelt und die Parkkosten in Städten sind wie am Flughafen in Frankfurt ;-(.

 

Da es schon nach 17 Uhr ist, beschließe ich gleich nach Flam durchzufahren, denn ich möchte mir ja noch eine Fahrkarte für die Flamsbahn für morgen vormittag besorgen.

 

Das Flam, welches ich zuerst erreiche besteht aus nur wenigen Häusern, zwei riesigen Campingplätzen und einem Kreuzfahrtanleger mit vielen Souveniershops, Fressständen, dem Visitorcenter, einem Cafe und einem Supermarkt. Mir gefällt es nicht. Ich parke auf dem wirklich riesigen Parkplatz und begebe mich direkt zum Visitorcenter bzw. zum Schalter für die Bahnfahrkarten. Nach 10 Minuten kann ich auch ein Fahrkarte für morgen erwerben, leider nur für die sehr frühe Fahrt um 7.30 Uhr.

Anschließend kaufe ich im Supermarkt noch etwas Gemüse und ein Lachssteak, welches ich mir als Abendessen in meiner Hytta zubereiten möchte. Dann lasse ich mein Navi sprechen, denn es führt mich zunächst ins alte Flam. Doch wo liegt meine Unterkunft?

 

Ich hatte ein Mail vom Eigentümer bekommen, ich solle den Schlüssel am roten Haus abholen. Äh ja, rote Häuser gab es mehrere, zudem gab es eine riesige Baustelle, denn der Fluss hatte vor ein paar Jahren halb Flam niedergewälzt. Ich fuhr die teilweise aufgerissene Straße immer weiter. Es wurde immer schmaler und ging den Berg hinauf - sollte ich wirklich noch auf "das rote Haus" treffen?

 

Irgendwann wurde es mir zu blöd und ich wendete und fuhr wieder Richtung Ort. Inmitten der Baustelle ging ein älterer Herr mit Stock spazieren, den hatte ich schon auf der Hinfahrt bemerkt. Ich beschloss anzuhalten und ihn zu fragen. Er begrüßte mich sehr freundlich mit " Are you Gabi?" Herrje, der Arme. Er war die ganze Zeit hier hin und her spaziert um mich zu begrüßen und mir den Schlüssel für Hytta zu übergeben.

 

Nach seinen Erläuterungen war der Weg zur Hytta schnell gefunden. Toll! Terrasse mit Blick auf die Traumlandschaft und einen Wasserfall. Die Hytta groß und sehr gut ausgestattet, sogar eine Waschmaschine, die ich gleich noch anwarf. Ich briet meinen Fisch und mein Gemüse und genoss beides mit einem Glas Wein auf der Terrasse.

Gegen 22 Uhr lag ich im Bett und lauschte dem Fluss und dem Wasserfall, sonst war hier nichts zu hören :-)

 

Unterkunft: Gjorven Hytter, Flam, 1100 NOK = ca. 111 €, Selbstverpflegung