Freitag, 19.07.2019 - Ein Traumtag auf Lewis

Da die Location keine Möglichkeit zum Sonnenaufgang bot, stellte ich mir keinen Wecker und stand um 6 Uhr auf. Ich hatte Hummeln im Popo und wollte heute viel sehen.

Nach ausgiebiger Dusche machte ich mir ein leckeres Frühstück aus Rühreiern und Lachs. Der schottische Lachs ist ebenso wie der norwegische ein Gedicht.

 

Wenig später waren Rucksack, Ersatzhosen und Schuhe im Auto und ich machte mich auf den Weg. Ich wollte mir gerne die Mangersta Stacks ansehen, die ich erst kurz vor der Reise in einem FB Post entdeckt hatte.

 

Das Wetter war genau richtig: Kein rein blauer Himmel, sondern blau mit netten Wölkchen. Regen war nicht vorhergesagt und T-Shirt ok. Den ersten Stopp musste ich an einer Hausruine machen, da mich das kaputte Fenster förmlich anlachte.

Heute war Fotolaune vorhanden und entsprechend werdet ihr heute viele, viele Fotos ertragen müssen.

 

 

Der nächste Stopp war an einem der herrlichen Strände von Lewis geplant - ehrlich, ich weiß nicht mehr wie er heißt . Vorher musste ich aber wieder eine der kreativen Einkaufsmöglichkeiten ablichten:

Neben den fantastischen Landschaften, den unheimlich netten Schotten, der Ruhe und Einsamkeit, sind es genau diese Kleinigkeiten, die ich an Schottland so liebe.

 

Ich fuhr eine Single Track Road Richtung Strand. Am Ende lag ein Parkplatz auf welchem einige VW-Busse standen und ihr Lager aufgebaut hatten - trotzdem gab es noch genügend freie Plätze.

 

Ich lief durch die Düne und war ernüchtert: "Ja, wo ist das Meer denn?" Okay, es war Ebbe!

Trotzdem ein Traum und ich spazierte eine ganze Weile auf dem harten, feuchten Sand herum - eine absolute Wohltat für die Füße!

 

Dann machte ich mich aber auf, denn die Mangersta Stacks warteten auf mich - oder auch nicht! Zunächst führte mich das Navi in einen Ort mit vier Häusern - hm, hier werden sich die Stacks nicht verstecken. Ich nahm einfach eine weitere Single Track Road, die an einem Gatter endete. Das Schild verbot mir nicht die Durchfahrt, sondern wies mich nur darauf hin, das Gatter hinter mir zu schließen - also los.

 

 

Ich landete schließlich an einem Gebäude mit Turm am Meer, dessen Sinn und Zweck sich mir nicht erschließen sollte. Toll war es aber hier nicht und von Stacks war auch nichts zu sehen.

Allerdings gab es viele kleine Teiche unterwegs und auf dem Rückweg hielt ich doch noch an, um ein paar Detailaufnahmen zu machen.❤

Auf meinem weiteren Weg immer an der Küste entlang fanden sich immer wieder einige Fotomotive:

Ich fand also Ruhe, Einsamkeit, tolle Ausblicke und Fotomotive - nur diese verdammten Stacks versteckten sich von mir. Gegen 13 Uhr beschloss ich eine Pause mit Blick auf Meer zu machen. Ich aß eine Banane und holte den Tolino raus, um eine Stunde zu lesen.

 

Also eigentlich wollte ich lesen, aber mein Blick wanderte immer wieder aufs Meer und die Stacks gingen mir nicht wirklich aus dem Kopf. Meine Straßenkarte und das winzige Google-Maps-Bild auf dem Handy halfen mir jedoch nicht wirklich weiter.

 

Da der Tag aber viel zu schön war, um mir wegen fehlender Stacks die Laune verhageln zu lassen, fuhr ich schließlich wieder zurück. Es war kein Verkehr auf der Single Track Road und ich genoss jeden Meter - es war herrlich hier. Plötzlich sah ich auf der Wiese links von mir ein kleines Schild, ein wirklich kleines Schild (ca. 30 x 15 cm) fast am Boden und darauf stand eindeutig "Stacks" und ein Pfeil zeigte Richtung Küste. Unfassbar!

Ich brauchte jedoch einige Zeit bis ich einen geeigneten Platz zum Parken fand, denn ich wollte ja keinen Passing Place zuparken.

Ich schnappte mir die Kamera und wanderte über eine klatschnasse Wiese Richtung Steilküste. Mein Blick war dabei immer auf den Boden gerichtet, denn es gab große Wasserlöcher und viel Schafkacke.

 

 

Und dann sah ich sie, die Objekte meiner Begierde. Leider von der falschen Seite, aber das war mir in diesem Moment sowas von egal.

Es war so bewegend für mich, diese grandiose Landschaft, ich ganz alleine, bis auf ein paar Schafe - ich setzte mich auf einen Stein und ein paar Tränen kullerten. Ich war so dankbar, das erleben zu dürfen.

 

 

Anschließend checkte ich die Möglichkeiten auf die andere Seite der Stacks zu kommen, ein Zaun versperrte mir zumindest von meinem jetzigen Standpunkt den Weg und so beschloss ich, es einfach hinzunehmen.

Auf meinem Rückweg gab es immer noch einige schöne Blicke auf die Küste. Aber auch rechts und links der engen Straße gefiel es mir richtig gut.

 

Einen etwas längeren Halt machte ich oberhalb eines Strandes. Hier stand ein weiteres Auto: ein Ehepaar mit einem kleinen Hund. Ich hatte meinen Spaß, das Ehepaar eher nicht. Sie ließen ihren Hund frei laufen, aber der hörte wirklich gar nicht. Sie versuchten ihn immer zu zweit "einzukreisen" und kurz bevor sie bei ihm waren, war er schon wieder ganz woanders. Langsam wurde es den beiden sichtlich peinlich und ich hielt mir die Kamera vors Gesicht und tat so, als wäre ich auf die tollen Ausblicke konzentriert. In diesem Moment reifte der Entschluss mit Muffin die Hundeschule zu besuchen.

Irgendwann hatten sie das kleine, liebenswerte "Miststück" aber eingefangen, Zeit für ein paar Blümchen:

 … und den Überlegungen, was ich mit dem Rest des Tages noch anfangen wollte.

 

 

Eigentlich hätte ich Lust auf einen Kaffee und in Aird Uig sollte es das Cafe at the Edge geben. Hörte sich spannend an und so machte ich mich auf den Weg, der jedoch immer wieder von Fotostopps unterbrochen war.

Aird Uig war ein mehr als merkwürdiger kleiner Ort. Viele Häuser schienen verlassen, andere bewohnt, aber in sehr desolatem Zustand. Ich sah weder Menschen noch Tiere und wenn mir nun eine Gruppe Zombies entgegen gekommen wäre, hätte es mich nicht gewundert. Ich fühlte mich so etwas von unwohl, wie noch nie in Schottland. Das Cafe at the Edge existierte, hatte aber geschlossen und wirkte überhaupt wenig einladend. Ich vergaß bis auf ein Schild sogar das Fotografieren.

 

In meinem Kopf war das folgende Bild.

Mit Gänsehaut an den Armen fuhr ich "so unauffällig" wir möglich zurück durch diesen gruseligen Ort.

Kurz danach hielt ich an einem kleinen Hafen, der ebenfalls zu Uig gehört - hier war die gruselige Atmosphäre aber nicht zu spüren. Ich atmete spürbar durch.

Hier ließ es sich wunderbar noch einmal die Füße vertreten - wieder war ich allein an diesem schönen Ort.

Ich beschloss nun die Standing Stones of Callanish zu besuchen, um schon einmal die Lage für meinen Abendausflug zu checken, denn diese liegen nur wenige Kilometer von meiner herrlichen Unterkunft entfernt.

 

Unterwegs wanderten noch ein paar Landschaftseindrücke auf die Speicherkarte.

Das Visitorcenter der Standing Stones hatte schon geschlossen - aber viel machte mir das nicht aus, ich wollte die Steine sehen.

 

Die Anlagen von Callanish sind insgesamt die größte heute bekannte Steinformation der Megalithkultur auf den britischen Inseln. Calanais befindet sich bei Breasclete auf der Isle of Lewis auf den Äußeren Hebriden. Andere Bezeichnungen sind Callernish und Classerniss. Bis heute wurden 12 von einst vermutlich über 20 Steinsetzungen aus Menhiren im Umkreis von einigen Kilometern ausgegraben.                             

Die Steinsetzungen wurden während der Jungsteinzeit um etwa 3000 v. Chr. angelegt (eine Tafel vor Ort datiert die Stelle auf 5000 v.Chr). In der Bronzezeit wurden die Anlagen geplündert bzw. aufgegeben. Seit 800 v. Chr. wurde sie im Zuge der Hochmoorbildung von Torf bedeckt, der die bis zu 4,75 m hohen Menhire im Jahre 1857 (Jahr der ersten Ausgrabung) ca. 1,5 m hoch bedeckte.

Wie bei anderen megalithischen Kultstätten ist der Sinn und Zweck der Formationen unklar und Thema vieler Spekulationen. Die wahrscheinlichste Theorie zur Erklärung der Anordnung bezieht sich auf den Mond: Alle 18,6 Jahre steht der Mond so über den die Formationen umgebenden Hügeln, dass es aussieht, als würde er bei seinem Lauf ihrer Silhouette folgen. Das Schauspiel erweckt den Eindruck, der Mond besuche die Erde und würde mit ihr tanzen.

 

Calanais ist – wohl hauptsächlich wegen seiner geographischen Abgelegenheit – weniger bekannt als die Megalithanlagen von Stonehenge oder Avebury. Die Granitsteine sind praktisch unbearbeitet und kleiner als die Sarsensteine von Stonehenge. Die Anlagen beeindrucken aber sowohl durch die Anzahl der verwendeten Steine als auch durch die Anzahl der Formationen. Zudem sind sie teilweise vollständig erhalten, z. B. alle 13 Steine des zentralen Kreises Callanish 1.(Quelle Wikipedia)

 

Man kann vom Visitorcenter einen Fußweg hoch zu den Steinen laufen oder man nimmt eine steile, sehr enge Straße nach oben. Das machte ich. Oben gibt es Parkplätze für ca. 15 Autos, es standen um diese Uhrzeit jedoch nur vier Autos da und ich konnte die Standing Stones fast alleine genießen:

Was für ein fantastischer Ort - ich war gefesselt und freute mich schon auf die Steine bei Sonnenuntergang.

Mit einem fetten Grinsen im Gesicht fuhr ich die wenigen Kilometer zur Hatchery - ich hatte Hunger!

Ich machte mir einen Hamburger, der sehr, sehr lecker war - ein Bier würde perfekt passen, aber ich wollte ja noch einmal los.