Montag, 17. August 2015 - Crozon, Locronan und ab nach Concarneau

In meiner ursprünglichen Planung war die Halbinsel Crozon nicht vertreten, aber nachdem feststand, dass Peter nach zwei Wochen nach Hause fliegen würde, buchte ich um, damit ich am Abreisetag von Peter nicht mehr soweit fahren müsste.


Strecken von 100 km oder mehr hören sich zwar wenig an, aber bei den doch etwas engeren und teilweise vollen Straßen der Bretagne im Sommer kann sich eine Fahrt extrem ziehen. Zudem konnte ich so noch ein wenig die Umgebung erkunden und ich sage es gleich, es hat sich absolut gelohnt!


Ich stand gegen 8 Uhr auf, ging duschen und packte schon einmal meine sieben Sachen zusammen. Auch hier im Hotel war das Frühstück nicht inklusive, aber ich gönnte mir ein Käse-Omelett an den Tischen vor dem Hotel und genoß die Morgensonne. Anschließend schleppte ich meine Reisetasche, den Rucksack und die Kameratasche über die steile Treppe ins Erdgeschoss = Sportprogramm für heute erledigt! Bezahlt hatte ich am Vortag schon, so dass ich direkt den Weg durch Morgat zu meinem Parkplatz auf mich nehmen konnte. Um 10 Uhr saß ich im Auto und fütterte Uschi mit dem Ziel: Pointe de Pen-Hir.

Die Pointe de Pen-Hir lag ungefähr auf halber Strecke nach Camaret-sur-Mer und das wollte ich unbedingt besuchen, wegen dem . . .

Voll war es an der Pointe de Pen-Hir, was aber auch der Schönheit dieses Fleckchen Erde geschuldet ist. In der Ferne konnte man sogar die "Hermione" wahrnehmen, welche am 10. August in Brest eingelaufen ist.


"Hermione" ist der Name der französischen Fregatte, mit welcher der Marquis de La Fayette 1780 nach Boston zurückkehrte, um die amerikanischen Kolonisten in ihrem Unabhängigkeitskampf zu unterstützen.

In einem Trockendock des ehemaligen Marinearsenal von Rochefort entstand seit 1997 ein Nachbau dieser historisch interessanten Fregatte.

Da die ursprünglichen Baupläne aus Sicherheitsgründen verbrannt worden waren, mussten neue angefertigt werden. Als Vorlage dienten Pläne aus dem britischen Marinemuseum, die den Engländern in die Hände gefallen waren, sowie die gut erhaltenen Reste eines der Schwesterschiffe, von dem Maß genommen werden konnte.

Nach ihrer Fertigstellung wurde die Hermione 2014 zu Wasser gelassen. Sie verließ Anfang September 2014 ihr Baudock für erste Seeerprobungen vor der französischen Atlantikküste und segelte 2015 nach Nordamerika.


Hier die Bilder von der Pointe de Pen-Hir und Umgebung:


Ich lief und saß eine ganze Weile und genoß die Eindrücke, um mich dann auf den Weg nach Camaret-sur-Mer zu machen. Unterwegs traf ich auf die Alignements Megalithiques de Lagatjar: Juchuu, Hinkelsteine! Auf den Anblick war ich ja gespannt, nur hier hatte ich nicht damit gerechnet. Im Nachhinein bin ich froh, hier gehalten zu haben, denn näher konnte ich ihnen in Carnac nicht kommen.

Steckt nun wirklich Obelix hinter diesen Steinen?


Steinreihen kommen vor allem in Westeuropa einschließlich der Westschweiz, aber auch in Dänemark, Schweden, auf Korsika und auf Sardinien vor. Ausgesprochen häufig und ausgedehnt sind sie in der Bretagne. Aubrey Burl schlug eine typologische Datierung von Steinreihen der britischen Inseln und von Frankreich vor. Demnach sollten Mehrfachreihen, in denen die Steine parallel stehen oder fächerförmig angeordnet sind, zwischen 3000–1500 v. Chr. datieren, lange Einzelreihen mit mehr als sieben Steinen aus der Zeit zwischen 2100–1600 v. Chr. stammen, während kurze Reihen mit sechs oder weniger Steinen der Bronzezeit, zwischen 1800–1000 zuzuordnen seien.


Die Steinreihe von Lagatjar soll ursprünglich aus bis zu 400 Steinen bestanden haben, so dass die Gesamtlänge des Hauptbauwerkes früher 600 Meter erreichte. Viele der umgestürzten Steine aus weißem Quarzit wurden im Jahr 1928 wieder aufgerichtet, so dass die Reihen heute aus 72 Menhiren bestehen.


Die Menschen begannen vor etwa sechseinhalbtausend Jahren, Steine zu bewegen und sie aufzurichten. Trotz aller Theorien zu den Beweggründen dieser Arbeit, gibt es bis heute nur wenig Beweise für die wirklichen Gründe, die die Menschen damals bewog, Steine, die zum Teil mehr als 150 Tonnen wiegen, aufzurichten und in Ensembles zusammenzustellen.

 

Dolmen und Cairns waren zweifellos Begräbnisstätten, doch einzelne Menhire, Menhirreihen oder kompliziertere Anordnungen geben ihren Zweck nicht so leicht preis. Stonehenge, das offensichtlich als eine Art Observatorium diente, kann auch wenig zur Deutung beitragen, da es wesentlich jünger ist und mit den Steinzirkeln der Bretagne somit nur wenig zu tun hat.


Vieles an den Bauwerken hat mit dem Himmel und den dort sichtbaren Ereignissen zu tun. Sie sind fast immer ausgerichtet nach bestimmten Punkten, die zumeist mit dem Lauf der Gestirne zu tun haben: dem Ort des Aufgangs oder Untergangs von Sonne oder Mond während bestimmter Tage im Jahr wie Mittsommer oder Sonnwenden.

Doch das sagt nichts weiter aus, als dass für die Menschen damals  Sonne und Mond schon Dinge waren, denen eine Art Göttlichkeit zugesprochen wurde. Tausende Jahre später errichteten die Menschen immer noch Kirchen, deren Eingang oder Altar oder Krypta zur Richtung des Sonnenaufgangs zeigte.

 

Für die Menschen der damaligen Zeit waren gewaltige Anstrengungen nötig, die Megalithendenkmäler zu errichten. Der Antrieb, so etwas zu schaffen, muß also dementsprechend groß gewesen sein. Somit kommen entweder tiefer Glaube oder großes Imponiergehabe in Frage. ;-)


Hier jedenfalls war für mich ein Zauber zu spüren, den ich später in Carnac vermisste. Es waren nur wenige Leute unterwegs und ich setzte mich eine Weile zwischen die Steine - weiß gar nicht warum, vielleicht hoffte ich, die Steine sprechen zu mir ;-). Ich fühlte mich einfach wohl!


Jedoch zog auch Camaret mich magisch an. Nachdem ich zum ersten Mal Bilder auf der Seite von Familie Reichert gesehen hatte, wollte ich ebenfalls die Boote vom Bootsfriedhof sehen - nur ungern hatte ich sie aus meiner ursprünglichen Planung entfernt und nun hatte ich doch die Gelegenheit *freu*.


Ich ließ also die Steinreihen stehen und fuhr weiter. Einen Parkplatz bekam ich im Hafen und lief Richtung der Kapelle Notre-Dame de Rocamadour.


Und hier lagen sie, die mehr oder weniger gut erhaltenen Reste einiger Schiffe. Traumhaft! Zum ersten Mal genoss ich es allein hier zu sein und auf niemand Rücksicht nehmen zu müssen - sorry, Peter :-) Ich tobte mich sozusagen mit meiner stillen, aber hungrigen Nikon aus.

Die Kapelle besuchte ich natürlich auch noch und ich holte zum ersten Mal meinen "Zweitmann" aus der Kameratasche, denn nun hatte ich auch Zeit für Spielereien.


Wenn man mit jemand verreist, der mit Fotografie nichts am Hut hat, also mit meinem Mann ;-), dann muss man Kompromisse eingehen. Sowohl der Mann, als auch ich. Bisher gab es keine Sonnenuntergänge, weil wir immer zu der Zeit essen waren, trotzdem hat der Mann viel Geduld bewiesen bei Wanderungen und Besichtigungen, dafür bin ich auch sehr dankbar. Vielleicht oder bestimmt, werde ich noch einmal die Bretagne alleine in den Herbst- oder Osterferien besuchen - die Gegend schreit einfach nach einem Fototrip!

Weiter ging meine Fahrt Richtung Locronan, in Plomodiern musste ich jedoch aussteigen: Hortensien, Kirche und Hortensien und wieder Hortensien - so schön!

Ein Blick auf die Uhrzeit: Nun musste ich mich zwischen Locronan und Quimper entscheiden - beides würde ich heute nicht mehr schaffen. Ich entschied mich für Locronan. Quimper muss auf einen weiteren Besuch warten.


In Locronan wird man direkt auf einen kostenpflichtigen Parkplatz geleitet, Autos sind nicht willkommen: Gott sei Dank!

Ich bekam einen Platz im Halbschatten fürs Dickschiff und freute mich auf die Erkundigung.


Der Name Locronan leitet sich vom Heiligen Ronan ab – einem aus Irland stammenden Mönch, der in Locronan begraben liegt. Loc ist dabei ein bretonisches Wort für eine Eremitage.  St. Ronan soll die Einwohner von Locronan das Weben gelehrt haben. Tatsächlich beruhte der Wohlstand von Locronan im Mittelalter auf der Herstellung hochwertigen Segeltuches. Heute beruht er auf den in Massen durch den Ort strömenden Touristen. Das Erscheinungsbild des Dorfes ist noch komplett mittelalterlich und sehr sehenswert.

Ich schlenderte durch gut besuchte, aber auch ruhige Gassen, trank einen Kaffee, besuchte die Kirche und einige Läden. Hier erwarb ich frische, kleine Kouign Amann, Sardinen-Konserven, Gläser mit Rilettes und zwei Dosen Fischsuppe, die ich vorher probieren durfte.


Absolut köstlich sind die kleinen, frischen Kouign Amann.

Kouign-amann ist ein Kuchen, eine lokale Spezialität aus der Bretagne, wo er in vielen Bäckereien/Konditoreien angeboten wird.

Es ist eine Art mehrschichtiger Crêpe, der abwechselnd aus Schichten von Brioche-Teig, Butter und Zucker besteht. Die Schichten werden zu einem dicken Kuchen zusammengedrückt (horizontal geschichtet), der dann langsam gebacken wird, bis der Zucker karamellisiert. Die Größe des Kuchens kann variieren – für 4 bis 12 Personen. Er wird aber auch als kleiner Kuchen für eine Person hergestellt, dann als Teigrolle gewickelt, die in Scheiben geschnitten und gebacken wird. Es gibt auch Variationen mit Apfelfüllung oder Schokoladenfüllung. Wegen des hohen Butteranteils ist er sehr kalorienreich (200 g gesalzene Butter auf 250 g Mehl, 150 g Puderzucker und 7 g Hefe). Der ganze Kuchen hat eine dicke knusprige Oberfläche, die stark karamellisiert ist.

Mittlerweile ist es fast 18 Uhr und ich muss mich losreißen. Locronan ist wirklich ein zauberhafter Ort, aber halt auch ziemlich voll. Ein Besuch im Frühjahr, Herbst oder Winter ist bestimmt ein Traum.


Wieder am Auto angekommen, verstaue ich meine Einkäufe und füttere Uschi mit der Adresse meines Hotels in Concarneau.

Dort angekommen ist am Plage de Sable Blancs noch ordentlich was los und ich muss zweimal die Runde ums Hotel fahren bis ich einen Parkplatz an der Straße unweit des Eingangs bekomme.


Die Begrüßung ist sehr freundlich und ich werde in meine Zimmer im zweiten Stock gebracht: WOW! Ich habe ein großes, helles, sehr modernes Zimmer mit bodentiefen Fenstern und einer riesigen Terrasse mit Liegen, Tisch und zwei Stühlen direkt über dem Strand. Hier könnte ich es länger aushalten!


Da ich vom Balkon wusste und am heutigen Abend noch weiter die Bachelorarbeit Korrektur lesen wollte, hatte ich mir Baguette, Käse und einen Meersfrüchtesalat geholt und verbrachte den Abend auf meiner Terrasse bei einem wunderschönen Sonnenuntergang.

Unterkunft: Hotel Les Sables Blancs, Concarneau; 137 € ohne Frühstück

gefahrene Kilometer: ca. 120 km