Sonntag, 2. August 2015 - Ein Tag an der Alabasterküste

Ich war früh wach, denn die Möwen von Étretat sind die lautesten, die ich jemals irgendwo erlebt habe. Um sechs Uhr war für mich die Nacht zu Ende. Ich kuschelte mich noch eine halbe Stunde im Bett herum, ging dann duschen und machte mich auf den Weg zum Auto, denn ab 9 Uhr war der Parkplatz kostenpflichtig.

 

In einem Cafe genoss ich meinen ersten Cafe au Lait, warf Geld in den Parkscheinautomaten und machte mich dann wieder auf den Weg zum Hotel. Peter war zwar schon wach, lag aber noch im Bett, so dass es noch etwas dauerte, bis wir uns auf die Suche nach einem Frühstück machten.

 

Das Hotel bot für 7,90 € zwar ein Frühstück an, wir wurden aber gleich darauf hingewiesen, dass es sich dabei lediglich um ein "süßes" Frühstück handelt und man konnte auch nicht draußen sitzen. Wir würden jedoch lieber draußen, am liebsten mit Blick aufs Meer, frühstücken und auf Baguette mit Marmelade steht ich ja eigentlich so gar nicht ;-)

 

An der schönen Strandpromenade gibt es zwar viele Restaurants und auch das Casino, aber leider keine Möglichkeit zum Frühstücken. So landeten wir wieder in meinem Cafe vom Morgen und bestellten das Petit Dejeuner, bestehend aus einen Stück Baguette, einem Croissant, Marmelade und Butter, einem Kaffee und einem Glas Orangensaft für 6 € - an die französischen Frühstückspreise müssen wir uns wohl erst noch gewöhnen ;-) Aber die Sonne schien, es war unser erster richtiger Urlaubstag und wir waren voller Vorfreude, da schmeckt selbst Baguette mit Marmelade.

Nach dem Frühstück sahen wir uns Étretat noch ein wenig genauer an.


Es gibt dort wirklich wunderschöne alte Häuser und vor allem mir gefällt es, dass es so viel Blumenschmuck gibt - etwas was mich die ganze Reise über begleiten wird.


Eigentlich wollten wir natürlich die Alabasterküste von oben betrachten, aber selbst am Vormittag waren dort schon Menschenmassen unterwegs, darauf verzichteten wir dann erst einmal - vielleicht am Nachmittag.


So schnappten wir das Auto und fuhren zum Cap d'Antifer.


Also ich fuhr. Peter hatte seit der Parkplatzsuche am gestrigen Nachmittag/Abend genug vom Fahren auf den engen Straßen. Also setzte ich mich ans Steuer und dies behielten wir auch den Rest des Urlaubs bei - mein Gatte ließ sich königlich chauffieren und ich habe mein Einpark- und Rangier-Diplom erhalten. Nur so viel: ein Smart wäre das bessere Auto für diesen Urlaub gewesen ;-)

Das Cap d'Antifer liegt an der Alabasterküste zwischen Ètretat und Le Havre bei der Gemeinde Saint-Jouin-Bruneval. Ein Stahlbeton-Leuchtturm ersetzt den 1944 von deutschen Besatzungstruppen gesprengten Vorgängerturm.


Leider kann man nicht an den Leuchtturm heran, da er militärisches Sperrgebiet ist und auch von der Küste ist nur wenig zu sehen, denn Zäune sperren alles ab.

So beschließen wir hier uns erst einmal nach Yport zu begeben und zu entscheiden, wie wir den weiteren Tag gestalten.


Yport ist eine französische Gemeinde mit 923 Einwohnern (Stand 1. Januar 2012) im Département Seine-Maritime in der Region Haute-Normandie. Der frühere Fischerhafen und heutige Touristenort liegt unterhalb steiler Kreidefelsenklippen (Falaises) der Alabasterküste ca. 30 Kilometer nördlich von Le Havre am Ärmelkanal. Auch hier war es wieder nicht einfach einen Parkplatz zu finden, aber nach der zweiten Runde durch den Ort wurde einer an der Kirche frei. Wir schlenderten dann an den Strand und kamen endlich in den Genuss eines Kaffees - ihr werdet merken, dies ist unser bevorzugtes Tagesgetränk und ohne geht eigentlich gar nichts ;-)

Am Auto zurück wollten wir uns Fecamp natürlich auch noch anschauen und fuhren einige abenteuerliche Straßen, die das Becker-Navi (das gab es zum Auto dazu und basiert auf Falk-Karten) uns vorschlug. Schon hier kam Peter auf die Idee, dass ich wohl "die wundersamsten Route" eingestellt hätte.


In Fecamp bekamen wir etwas schneller einen Parkplatz am Kai und liefen dann dort zur Promenade. Begleitet wurden wir von der Dudelsack-Musik dieser beiden Herren, wobei einer immer ein wenig falsch spielte, aber genau das machte den Charme aus.

Auf der anderen Seite des Hafenarms sahen wir oben eine Kirche und auch Autos, die immer wieder am Berg zu sehen waren. Dort wollten wir auch hin und nach kurzer Recherche im Internet (dem Smartphone sei Dank) wusste ich, wie unser Ziel hieß: La Chapelle Notre Dame de Salut.


Der Weg war mehr oder weniger schnell gefunden, eine kleine Umleitung durch das Hafengebiet mussten wir in Kauf nehmen.


Hier oben, hoch über Fecamp war es wunderschön. Wir besichtigten die Kapelle, die dazugehörigen Gebäude sind mittlerweile ein Hotel. Wie immer zündete ich eine Kerze für Mama und Papa an und wir dehnten unsere Besichtigung auf die deutschen Befestigungsanlagen (Bunker) auf den Klippen aus.


An der gesamten Normandie- und Bretagneküste findet man viele bauliche Überreste, die an den 2. Weltkrieg erinnern. Neben den deutschen Befestigungsanlagen eben auch die "Bauten" der Allierten, dazu später aber mehr.


Uns gefällt, dass Geschichte - auch unrühmliche - erlebbar bleibt und das hier sozusagen "Denkmäler für den Frieden" erhalten bleiben.

Wir entscheiden uns nun nach Ètretat zurück zu fahren, denn falls wir wirklich noch "hoch" wandern wollen, wird es langsam Zeit und natürlich wollen wir auch noch zur Chapelle Notre Dame de la Garde, die über Ètretat liegt.

 

Der Verkehr in Ètretat ist natürlich am Sonntag nicht weniger als am Samstag und wir suchen den Weg zur Kapelle, den wir auch ziemlich schnell finden. Hätte mir jemand gesagt, was für eine Straße mich erwartet, wäre ich lieber gelaufen. Die Zufahrt ist so eng und wird trotzdem beidseitig befahren. Ich muss mein Dickschiff ganz oft in die Büsche fahren, damit der Gegenverkehr passieren kann und ich habe noch nicht die "französische freche Fahrweise" drauf, d.h. ich warte immer freundlich und nett und brauche damit bestimmt doppelt so lange, wie meine Mitfahrer auf dieser Strecke ;-)

Ich schwöre, ich habe mindest ein Schwitz-Kilo auf dieser Strecke gelassen, aber irgendwann sind wir oben und ich parke wie die Franzosen eben da, wo Platz ist.

 

Hier oben ist die Hölle los: picknickende indische Großfamilien, pichnickende französische Kleinfamilien, auch nicht picknickende Groß- und Kleinfamilien, ein Herr hat sogar seine Vögel im Käfig dabei:

Uns ist das viel zu viel Rummel, da ist ja im Arches NP dagegen himmlische Ruhe ;-)


Der Blick auf die gegenüberliegenden Felsen zeigt jedoch, dass es dort ähnlich ist und somit verzichten wir auf die Wanderung.

Die Ankunft bzw. Rückfahrt der typischen Touristen-Eisenbahn nutzen wir und hängen uns sozusagen dran, so kommen wir den Berg wieder runter ohne weitere Kilos und Nerven zu verlieren., denn vor allem die Nerven brauchen wir wieder um einen Hotel nahen Parkplatz zu finden. Diesen erhaschen wir wieder auf dem Parkplatz vor dem Rathaus.

 

Nach einem kurzen Aufenthalt im Hotel um die Frisur zu richten, wird es Zeit fürs Abendessen.

 

Leider verlassen wir uns heute nicht auf die Empfehlungen unseres Gastgebers und essen im "La belle epoque", eines unserer teuersten und schlechtesten Essen im ganzen Urlaub. Wir bestellen zur Vorspeise einen Salat, der 19,50 € kostet und überwiegend aus Grünzeug ohne Dressing besteht, meine anschließenden Muscheln sind sehr "sableux" - also sandig. Die unaufmerksame bzw. unfähige Bedienung schafft es während 1 1/2 Stunden nicht uns einen Aschenbecher zu bringen, obwohl wir mehrfach danach fragen und auch die Rechnung lässt länger als üblich auf sich warten - von einem weiteren Besuch würde ich definitiv absehen!

 

Jetzt sind wir aber müde, laufen zum Hotel und gehen gleich ins Bett.

 

Übernachtung: siehe Tag 1

gefahrene Kilometer: ca. 50 km