Dienstag, 26.07.2016

Um 6 Uhr klingelt mein Wecker, ja, Urlaub kann ganz schön anstrengend sein. Ich werfe als erstes ein Blick aus dem Fenster. Neben dem teilweise blauen Himmel, sehe ich auch den nackten Hintern meines Vermieters, der auch gerade aufsteht ;-) Vielleicht sollte er seine Schlafzimmervorhänge das nächste Mal besser zuziehen.

 

Naja, jetzt bin ich wach und koche mir erst einmal einen Kaffee, dusche und packe meine sieben Sachen zusammen. Pünktlich um 7 Uhr, klingel ich, überreiche das Geld und den Schlüssel und fahre Richtung Hirtshals. Skagen ist rundum von einem Dünengebiet umgeben und ich freue mich über teilweise blauen Himmel.

Um 7.45 Uhr erreiche ich Hirtshals, dort sind die Fährterminals gut ausgeschildert. Ich habe mich für die Fjordline nach Kristianssand entschieden, denn diese Fähre ist schon um 10.00 Uhr in Norwegen.

 

Buchungsbestätigung oder Voucher brauche ich nicht, obwohl ich sie natürlich ausgedruckt in meinen Unterlagen habe. Ich werde gleich freundlich mit Vornamen begrüßt und erhalte einen Anhänger für die Windschutzscheibe bzw. den Rückspiegel.  Dann heißt es warten. Ab 9.45 Uhr können die Autos auf die Fjordcat, alles geht zügig und ist gut organisiert.

 

Als ich aussteigen will, merke ich, dass ich auf der Fahrerseite die Autotür nur ca. 20 cm öffnen kann - öhm, hier komme ich nicht raus. Also die Beifahrerseite, ist ja kein Problem, ich muss erst einmal den ganzen Krempel: Rucksack, Kamera, Unterlagen, Regenjacke usw. wegräumen und auf den Beifahrersitz krabbeln. Aber auch hier lässt sich die Tür nicht weiter öffnen. Und nun? Ich sitze fest. Der Fahrer des Autos hinter mir sagt, ich sollte durch die Heckklappe aussteigen, er würde das Gepäck auch ausräumen. Ach Quatsch, ich klettere einfach darüber hinweg, ist ja nichts drin, was kaputt gehen kann. Gesagt, getan - wenige Zeit später stehe auch ich außerhalb des Autos. Schnappe mir Rucksack mit Tolino und suche mir einen Sitzplatz am Fenster.

Die zweistündige Überfahrt verbringe ich lesend und grübelnd: Wie soll ich wieder ins Auto kommen?

 

Kurz vor dem Anlegen der Fjordcat werden wir aufgefordert uns zu den Autos zu begeben. "Zu" ist ja okay, aber "in" wird schwierig ;-)

Nun es bleibt wohl nur der Weg durch die Heckklappe. Klappe auf, Gabi rein, Klappe zu und nun im Kofferraum mit Gepäck Füße irgendwie nach vorne bringen, um sie unter das Lenkrad zu bekommen. Ganz ehrlich, ich sah schon die Feuerwehr ausrücken, die mich aus einer misslichen, feststeckenden Lage befreien muss und bekam Schnappatmung und ein wenig Panik. Aber zum ersten Mal war mir meine geringe Körpergröße von Nutzen. Mit einer Schramme am Bein und leichtem Knacksen in der Halswirbelsäule schaffte ich es irgendwie auf den Sitz. Nur gut, dass dies keiner gefilmt hat! Vom Knacksen soll der HWS habe ich allerdings heute noch etwas, aber was tut man nicht alles, um nach Norwegen zu kommen ;-)

 

Drei Minuten nach 10 Uhr befahre ich zum ersten Mal norwegischen Boden, für Pass und den Inhalt meines Wagens hat sich niemand interessiert.

 

Ich fahre Richtung Mandal, wo ich heute Nacht ein Hotelzimmer gebucht habe, entscheide mich aber für die kleinen Straßen an der Küste und nicht die E39.

Schon am Rande von Kristiansand muss ich in den ersten Tunnel Richtung Flekeroya - 7 km lang. Nun ich habe da so eine kleine Tunnelphobie, in diesem geht es auch noch kräftig nach unten und die Geschwindigkeit ist auf 70km/h begrenzt. Ich kämpfe also erst einmal mit meiner Phobie und der Geschwindigkeitsbegrenzung, was das "Ich-bin-wirklich-in-Norwegen-Adrenalin" noch einmal ordentlich ansteigen lässt. Nette Fotoapparate gibt es auch noch im Tunnel - ich gerate ins Schwitzen. Nur nicht gleich in der halben Stunde blitzen lassen. Irgendwann habe ich auch diese Hürde geschafft.

 

Ab jetzt will ich genießen und das tue ich auch. Ich fahre durch viele kleine Orte, oft am Meer und vielen Schären entlang. Leider gibt es wenig Möglichkeiten zu halten und so muss ich die Bilder in meinen Kopf bannen, nicht auf die Speicherkarte. Gibt es links von mir kein Meer zu sehen, dann oft rechts einen kleinen oder größeren See. Herrlich!

Hier stelle ich zum ersten Mal meinen Campingstuhl auf, genieße ein spätes Frühstück mit Banane und Müsliriegel und lese eine Stunde in absoluter Ruhe.

 

Anschließend fahre ich weiter nach Mandal. Um 15 Uhr checke ich im Hotel ein, koche mir auf dem Zimmer einen Kaffee und genieße ihn auf dem kleinen, etwas schmutzigen Balkon.

 

Um 16 Uhr mache ich mich zunächst auf zu einem Supermarkt, ich will mich von der geringeren Auswahl und den erhöhten Preisen selbst überzeugen, außerdem möchte ich heute irgendwo am Meer zu Abend picknicken, denn es regnet nicht :-). So besuche ich meinen ersten KIWI-Markt, erstehe ein Brötchen, Krabbensalat und einen kleinen leckeren Milchreis mit Erdbeeren. Anschließend fahre ich zum Strand Sjosanden. Dort ist nicht viel los, ich fotografiere ein wenig und schaue den Anglern zu.

Als die norwegische Jugend mit ihren aufgemotzen Autos ankommt und die Musik aufdreht, mache ich mich vom Acker, denn so habe ich mir mein Picknick nicht vorgestellt.

 

Ich fahre einfach immer ein wenig am Meer entlang und finde schließlich ein wunderbar ruhigen Platz neben einer Hütte. Ich setze mich auf, die von der Sonne wunderbar aufgewärmten Felsen, genieße Ruhe, Meer und meinen Krabbensalat, der jedoch zu mayonnäsig war :-)

Auf dem Rückweg zum Hotel halte ich noch einmal am Sjosanden Strand. Das Auto parke ich anschließend auf einem Parkplatz an der Kirche von Mandal, der bis 9 Uhr kostenlos ist.

 

Das Parken in den Städten Norwegens ist fast überall kostenpflichtig und relativ teuer. In Mandal kosten zwei Stunden 60 NOK, dass sind ca. 6,50 €. Da laufe ich lieber ein Stück durch das kleine Städtchen, denn mein Hotel  liegt mitten in der Altstadt.

 

Auf dem Balkon gibt es zum Abschluss dieses ereignisreichen Tages und auf mein gelungenes Heckklappen-Abenteuer ein Glas Wein und um 21.30 Uhr liege ich im Bett.

Unterkunft: Kjobmannsgarden Hotel, Mandal, 1049 NOK = 114 €

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