Donnerstag, 21. April 2011 - Wo wohnt Mister Obama?

Der Wecker bzw. das Handy klingelte wirklich erbarmungslos um 5 Uhr und ich quälte mich aus dem Bett, weckte Jan und verschwand dann im Bad, so konnte er die Zeit noch nutzen und ein wenig mit Desiree schreiben.

 

Um 5.45 Uhr waren wir beide ausgehfein und nahmen ein Taxi zur 9th Ave/31th Street, wo sich die Abfahrtsstelle des Megabus befindet. Die Tickets nach Washington und zurück hatte ich schon von Deutschland aus gebucht und so fuhren wir zu zweit für $38 hin und zurück.

 

Wir waren um schon vor 6 Uhr dort, doch es hatte sich schon eine ansehnliche Schlange gebildet. Pünktlich um 6.30 Uhr verließ der Bus die Parkbucht und wir machten es uns gemütlich. Jan mit Laptop, denn im Bus gibt es kostenloses Wifi und so nutze er die Zeit für weitere Romane mit Desiree, während ich die langweilige Landschaft ansah und dabei vemutlich auch immer wieder für ein paar Minuten einnickte. Einen kurzen Stop gab es am Stadtrand von Baltimore, dann ging es gleich weiter und wir waren pünktlich um 11.10 Uhr in Washington.

 

Das Wetter wollte es heute ausnahmsweise mal gut uns meinen, denn es war wirklich blauer Himmel und die Sonne zu sehen. Wir machten uns also zunächst zu Fuß auf zur Union Station, denn dort sollte die Haltestelle des Hop on - hop off Busses sein, für den ich auf Grund der eher schlechten Wettervorhersage ebenfalls Tickets gebucht hatte. Wir fanden den Bus auch gleich und entschieden uns zunächst bis zum Stop "Lincoln" Memorial zu fahren.

 

Dort ausgestiegen, gabs auf einer Bank im Schatten die erste Zigarette des Tages, dann ging es zu erst zum Korean War Memorial, welches wir langsam umrundeten. Jan war beeindruckt von der Größe der dargestellten Soldaten, ich war beeindruckt von der Masse der Touristen.

 

Korean War Memorial

 

Korean War Memorial

 

Korean War Memorial

 

Vom Korean War Memorial gingen wir weiter zum Lincoln Memorial, welches sehr majestätisch thront. Ich freute mich schon sehr auf den Anblick des Reflecting Pool und die Aussicht aufs Washington Monument - umso entsetzter war, als ich sah, dass der Reflecting Pool gerade renoviert wird und statt Wasser nur Erde und Bagger beherbergte. So ein Mist, da bin ich wahrscheinlich einmal in meinem Leben in Washington und dann baggern die gerade dann den Reflecting Pool um!

 

Reflecting Pool

 

Schade, aber damit strichen wir dann auch den Spaziergang zum Washington Monument, denn an einer Baustelle muss ich nicht entlang laufen und da wir auch nicht vorhatten nach oben zu fahren, tat es der Anblick von weitem auch. Das Lincoln Memorial beeindruckt durch seine Größe, aber da wir es mit der amerikanischen Präsidentverehrung nicht so haben, sahen wir es uns nur kurz an. Zudem war es sehr, sehr voll, so dass sogar das Fotografieren schwierig war.

 

Lincoln Memorial

 

Lincoln Memorial

 

Lincoln Memorial

 

Lincoln Memorial

 

Wirklich wunderschön ist die Holz-Glas-Decke des Memorials:

 

Lincoln Memorial

 

Lincoln Memorial

 

Wir machten uns auf den Weg zum Vietnam Veterans Memorial und dort zunächst zu den "Three Servicemen". Auch hier war das Fotografieren schwierig, denn immer wieder stellten sich Menschen direkt davor, um fotografiert zu werden. Jan muss da schon immer sehr viel Geduld aufbringen, bis ich dann auch mal ein Bild in der Kamera habe - aber er macht das gut.

 

Three Servicemen

 

Three Servicemen

 

Der Ranger-Talk schien an diesem Tag jedenfalls nicht stattzufinden:

 

 

Weiter gingen wir zur Memorial Wall. In die Mauer aus schwarzem Granit sind die Namen der 58.261 im Vietnamkrieg Getöteten und Vermissten eingemeißelt. Beim Anblick und Lesen der Namen befiel mich schon sehr beklemmendes Gefühl - wie viele Frauen und Kinder hatten ihre Liebe oder ihren Vater verloren, wie viele Eltern ihre Söhne, wie viel Leid steckt in den Namen dieser Mauer?

 

Vietnam Veterans Memorial

 

Vietnam Veterans Memorial

 

Vietnam Veterans Memorial

 

Wir setzten uns dann einen Moment auf eine Bank in der Nähe und ließen ein wenig unsere Gedanken schweifen - irgendwie mag es komisch klingen, aber ich war in diesem Moment einfach nur unendlich dankbar, dass ich mit Peter und Jan gesund und ohne große Probleme leben darf!

 

Nach einer ganzen Weile machten wir uns auf die Suche nach dem nächsten Bus-Stop, denn wir wollten weiter zum Arlington National Cemetery. Der Bus kam auch ziemlich schnell und wir machten es uns auf dem Oberdeck gemütlich - wobei gemütlich ist etwas anderes, der Wind war doch sehr kalt, als wir den Potomac auf der Arlington Memorial Bridge überquerten.

 

Theodor Roosevelt Memorial Bridge

 

Arlington Memorial Bridge

 

 

Im Visitor Center schauten wir uns ein wenig um, nahmen einen Plan des Friedhofes mit und machten einen Besuch der luxuriösen Restrooms. Anschließend erkundeten wir ein wenig das Gelände. Auch hier waren viele, viele Touristen unterwegs und wir mussten ein wenig über einen Sicherheitsbeamten lächeln, der für die Sicherheit der Straße hinter dem Visitor Center zuständig war. Autos gab es nämlich dort nicht viele, aber immer wenn eines kam, sperrte er pflichtgemäß die Straße für die Fußgänger - nun ein Job mehr.

 

Arlington Cemetery

 

Arlington Cemetery

 

Arlington Cemetery

 

Arlington Cemetery

 

Keine Ahnung wieso, aber die vielen, oft auch lauten Menschen störten mich auf den Wegen und eigentlich wollte ich möglichst schnell wieder weg, aber zumindest die J.F.Kennedy Gravesite wollte ich noch sehen:

 

J.F.Kennedy Gravesite

 

Danach widmete ich mich dann eher den Pflanzen auf dem Gelände, Frühlingsgefühle pur, die ich bisher so schmerzlich vermisst hatte in New York.

 

 

 

 

Immer wieder flogen Flugzeuge über unsere Köpfe hinweg und Jan beeindruckte mich einmal mehr, in dem er mir immer wieder sagen konnte, was für eine Maschine über uns hinwegflog - nicht, dass ich es nachprüfen kann, ich glaube ihm einfach  - nicht umsonst hat er wohl seit Jahren sein Berufsziel fest vor Augen: Aviation-Management.

 

 

Langsam machten wir uns wieder auf den Weg zum Bus-Stop, denn wir wollten noch einiges sehen: George-Town, White House, Capitol und die Union Station von innen und vor allem war es schon fast 14 Uhr und wir hatten noch nichts gegessen, nicht mal einen Kaffee getrunken.

 

Nun, im Flyer von Grayline stand, dass die Busse alle 15 - 30 Minuten kommen - irgendwie hatten wir wohl gerade die Mittagspause erwischt, von dieser stand allerdings nichts im Flyer. Der nächste Bus, der uns Richtung White House bringen sollte, kam leider erst kurz nach 15 Uhr. Normalerweise sind wir im Urlaub beide sehr relaxt, aber wir hatten Hunger und wollten doch noch einiges sehen, was mit dieser Verspätung einfach nicht mehr möglich sein würde.

 

Okay, was wollen wir? Zum Weißen Haus! Zumindest einmal von außen sehen, wo Mister Obama wohnt - auch mit Hunger. Nun, was soll ich sagen - natürlich gibt es rund ums Weiße Haus viele Sicherheitsvorkehrungen und gesperrte Straßen - aber einen Blick durften wir erhaschen:

 

White House

 

Viel interessanter fanden wir die Fahrzeug-Kontrolle bei der Einfahrt der gesperrten Straßen, aber davon habe ich lieber kein Foto gemacht, denn die Sicherheitsbeamten und ihre Hunde sahen irgendwie "un-nett" aus.

 

Langsam plagte uns der Hunger schon richtig, aber auf Pretzel hatten wir nun wirklich keine Lust und so durchliefen wir die Straßen auf der Suche nach einem einigermaßen bezahlbaren Ess-Tempel - nothing!

 

Der nächste Bus-Stop war dann wieder unserer und brachte uns zur Union Station, in deren Food Court wir endlich zu einem Burger und Orange Chicken zu bezahlbaren Preisen kamen.

 

Union Station

 

Union Station

 

Mittlerweile war es so spät, dass uns klar war, dass wir Georgetown heute wohl nicht mehr sehen würden - schade. Okay, dann wenigstens noch das Capitol und dann auf zur Haltestelle vom Megabus. Aber vorher noch ein paar Fotos der Union Station:

 

Union Station

 

Union Station

 

Union Station

 

Capitol

 

Capitol

 

Capitol2

 

Der Springbrunnen vorm Capitol wurde übrigens auch renoviert - wie passend!.  Da unser Bus um 18.30 Uhr zurückfahren sollte, machten wir uns dann langsam auf den Weg ... unterwegs unterhielten wir uns über New York und Washington im Vergleich.

 

Nun, wir hatten nur einen kleinen Teil von Washington gesehen und vor allem auch die vielen Museen sind bestimmt einen Besuch wert - aaaaber uns gefällt NYC einfach besser. Washington ist europäischer, sauberer, ordentlicher, großzügiger, bestimmt auch einen weiteren Besuch wert - aber mich hat es wenig berührt. Ich kann das schlecht erklären, aber in New York habe ich ein Kribbeln im Bauch, wenn ich das Empire State Building sehe oder die Brooklyn Bridge. In Washington hat nix gekribbelt, nicht mal am White House oder Capitol, obwohl ich beides schon so oft im TV gesehen habe. Aber vielleicht braucht Washington einfach irgendwann eine zweite Chance.

 

 

 

 

Unser Bus fuhr dann mit Verspätung los, wir waren müde. Statt 23 Uhr waren wir dann um 0.30 Uhr in Manhattan und schließlich nach einer weiteren Taxifahrt um 1 Uhr im Bett - mpf! Zudem saß ich während der gesamten Fahrt unter einem Schacht der Klimaanlage und mir war so erbärmlich kalt und ich musste ständig niesen.

 

Mh, wenn man schon öfter nach NYC geflogen ist, kann man einen solchen Tagesausflug nach Washington schon machen. Man bekommt einen oberflächlichen Eindruck von der Stadt und hat die Möglichkeit die größten Highlights zu besuchen. Trotzdem würde ich es so nicht noch einmal machen, sondern auch anderen Städten (Washington DC, Philadelphia, Boston oder Baltimore) eine mehrtägige Chance geben.

 

Zum 5. Tag

 

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