Montag,01.08.2016 - Durch die Schlucht, übers Fjell zum Fjord

Ich habe herrlich geschlafen, denn es war außer einem entfernten Wasserfall nichts zu hören in Gudvangen. Dies war übrigens an allen Übernachtungspunkten der Fall: eine herrliche Ruhe mit Ausnahme von rauschenden Bächen, Flüssen oder Wasserfällen. Etwas, was ich aus dem Rhein-Main-Gebiet natürlich nicht gewohnt bin, auch wenn wir relativ "ländlich" wohnen.

 

Den ersten Kaffee genieße ich auf meiner Terrasse, danach dusche ich und packe meine Sachen zusammen und auf dem Weg zum Frühstücksbuffet auch gleich ins Auto. Das Frühstcksbuffet war okay, aber das beste die Sicht auf den Fjord und die umgebenden Berge - herrlich!

 

Satt und gut gelaunt mache ich mich gegen 8.15 Uhr auf den Weg. Vor mir liegen heute hoffentlich abwechslungsreiche 180 km bis zum Lustrafjord.

 

Der Tag beginnt aufregend, denn ich werde über eine steile, enge Straße in die Stalheimschlucht fahren.

Stalheimskleiva ist der Name eines 1,5 Kilometer langen Straßenabschnitts, der sich vom Ende des Nærøydalen am Berghang hinauf nach Stalheim schlängelt. Es ist eine der steilsten Straßen in Nordeuropa mit wunderschönen Ausblicken.

Die Stalheimskleiva-Straße verläuft zwischen zwei rauschenden Wasserfällen, die beide von der Straße aus zu sehen sind. Im Norden sieht man den Wasserfall Sivlefossen mit rund 140 Metern Fallhöhe. Im Süden liegt der Stalheimsfossen mit 126 Metern Fallhöhe.

Die größte Steigung beträgt 20 Prozent, was die Stalheimskleiva zu einem der steilsten Straßenabschnitte in Nordeuropa macht. Gebaut wurde die Straße in den Jahren 1842–1846 ohne Hilfe von Maschinen, um die Poststraße zwischen Oslo und Bergen zu verbessern. Die Straße ist einspurig und nur von oben nach unten befahrbar, was sie zu einem reinem Vergnügen macht :-)

Als ich unten bin, überlege ich glatt, ob ich noch einmal nach oben fahre - es ist ein wenig wie Achterbahn mit dem Auto, Spaß pur!

 

Natürlich bin ich vernünftig und tue dies nicht, sondern fahre weiter. Irgendwo springt mir diese hübsche Kirche ins Auge vor die Linse, ich weiß allerdings nicht mehr wo ?!?

Ich merke selbst, meine Schlechtwetter-Krise ist überwunden: trotz Wolken und ab und zu einem Nieselregen genieße ich die Fahrt und freue mich über die fantastische Landschaft. So halte ich auch wieder oft an und fotografiere.

 

Dann geht es wieder einmal übers Fjell Richtung Vik. Das Fjell sieht hier wieder ganz anders aus, aber schon bevor ich wirklich "oben" halte ich immer wieder an: es ist einfach traumhaft schön hier und ich bin fast alleine - insgesamt begegnen bzw.überholen mich auf zwei Stunden vielleicht 8 Autos, die meisten werden wohl den schnelleren Weg durch den Laerdal-Tunnel wählen.

Hier fällt mir dann auch wieder meine Glaskugel ein. Nein, ich bin keine Wahrsagerin - irgendwann habe ich sie auf einem Flohmarkt gekauft und heute mache ich mein erstes Foto damit:

Gar nicht so einfach, die Landschaft in der Kugel einzufangen. Da muss ich noch ordentlich üben - aber für 2017 nehme ich mir vor, mehr damit zu machen, damit der Kalender 2018 ein Kugel-Kalender werden kann :-)

Aber auch ohne Kugel finde ich, für mich, wunderschöne Motive:

Nachdem ich die Serpentinen hinter mich gebracht habe, erscheint mein ersten Rentier-Schild am Straßenrand, leider konnte ich zum Fotografieren nicht anhalten. Wenig später erreiche ich diesen Souveniershop:

Am nächstmöglichen Punkt halte ich und warte und schaue - vielleicht entdecke ich ja doch einen Rudi im Fjell. Aber nach 30 Minuten gebe ich auf, kein Rudi weit und breit! Trotzdem ist es wunderschön!

Diesen "verrückten" Holländer erlebe ich nur noch beim Anlanden - er war aber auch nur maximal fünf Minuten auf dem See. Mir wären selbst die fünf Minuten zu lang gewesen! Seine Freundin hat ihn auf Video gebannt :-)

Ich genießen die Zeit im Fjell und probiere sogar den Schnee mit nackten Füßen - ganz schön kalt! ;-)

Hier sind keine Schafe, sondern nur Kühe unterwegs. Diese liegen aber eher faul und vollkommen unbeteiligt am Straßenrand und wundern sich, weshalb ich Interesse für sie aufbringe.

Im Verlauf der weiteren Fahrt kommt sogar ab und zu ein wenig blauer Himmel zum Vorschein und macht die Landschaft noch reizvoller:

Auf dem letzten Bild sieht man schon den Ort Vik mit seiner berühmten Stabkirche. Bevor ich allerdings die Straße nach unten fahre, halte ich an einem Restaurant. Dort besuche ich die Toilette, gönne mir einen Kaffee, der sogar schmeckt und kaufe eine tolles Schild für Jans Wäschekorb, welches ihn explizit darauf hinweist, die Wäsche besser zu Mama zu bringen, als sich mit den Waschsymbolen in Kleidungsstücken auseinanderzusetzen. Das Schild passt wie die Faust aufs Auge ;-)

Anschließend fahre ich nach Vik und folge den Schildern zur Hopperstad Stabkirche. Hier muss ich 70 NOK = ca. 7,50 € Eintritt bezahlen. Die Stabkirche Hopperstad ist eine der ältesten der 30 noch existierenden authentischen Stabkirchen Norwegens. Die Stabkirche Hopperstad wurde um das Jahr 1130 erbaut und befindet sich noch an ihrem ursprünglichen Standort. 1997 wurden sieben Proben zur Ermittlung des Alters aus dem Holz der Kirche entnommen. Das daraus ermittelte Alter des Holzes wird auf den Zeitraum von 1034 bis 1116 geschätzt.

Eine Kopie der Kirche steht übrigens in den USA,  in der Heritage Hjemkomst, Moorhead, Minnesota.

 

Ich bin mit einem jungen Pärchen aus der Schweiz gleichzeitig unterwegs, da wir alle fotografieren, gibt es keine Probleme, wir nehmen Rücksicht aufeinander und jeder kann Fotos ohne Menschen machen ;)

Als eine indische Großfamilie den, die Kirche umgebenden, Friedhof stürmt, wird es für mich Zeit diesen Ort zu verlassen.

 

Ich fahre weiter und setze in Vangsnes mit der Fähre über.

Es ist weiterhin trocken, die Wolken aber bleiben. Trotz oder vor allem wegen dieser Wolken halte ich immer wieder an und muss Fotos der grandiosen Fjordlandschaft machen.

Umso näher ich meinem Ziel komme, umso schöner wird das Licht. Jetzt sieht man die Sonnenstrahlen durch die Wolken scheinen - traumhaft! Auch die Farbe des Fjordes wechselt, je nach Lichteinstrahlung - manchmal ist der Fjord smaragdgrün, wie schön!

Auch die unbenannten Wasserfälle an der Straße,die sich durch die vielen Regenfälle gebildet haben, sind immer wieder beeindruckend:

Der Lustrafjord, ein Nebenarm des Sognefjordes ist wirklich wunderschön und ich freue mich auf drei Übernachtungen dort.

Da ich nun drei Nächte an einem Ort sein werde, kaufe ich in einem Supermarkt noch ein kleines frisches Rosinenbrot (Boller) - zuhause hasse ich Rosinenbrot, aber hier freue ich mich darauf. Das ist wohl das berühmte Tomatensaft-Symptom :-). Außerdem wandert eine frische Gurke und etwas Schinken in meinen Einkaufskorb.

 

Ich beziehe meine ganz nette Hütte gegen 18.30 Uhr - und suche verzweifelt die Dusche. Diese entpuppt sich als Duschschlauch im engen und außerhalb der Hütte befindlichen Bad/WC. Duschen kann man hier am besten, wenn man gleichzeitig auf dem Klo sitzt - ein dickes Minus für die sonst schöne Hytta auf dem Dalsoren Campingplatz.

 

Da ich drei Nächte hier sein werde, koche ich mir genügend Nudeln, die ich jeden Tag abwandeln werde und verbringe den Abend vor meiner Hytta -noch sieht es gut aus für meinen morgigen Trip zum Nigardsbreen.

 

Unterkunft: Dalsøren Camping, Luster, 998 NOK = 107 €, Hytta mit Selbstversorgung

 

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